Vor Ort
KOL-G-217, Universität Zürich-Zentrum, Rämistr. 71, 8006 Zürich
Mo 30.01.2023 19:30 - 20:45
22W-0365-04
Bei einigen grossen Gestalten der Kunstgeschichte gibt es ein ausgesprochenes «Spätwerk», vor dem die Nachwelt ehrfürchtig staunend steht, weil es als ebenso faszinierend wie sperrig und schwer zugänglich gilt. Es wirkt, als rage es aus seiner eigenen Epoche hinaus und als sei es ohne Rücksicht aufs Verständnis der Zeitgenoss:innen geschaffen. Das ist so bei Michelangelo, bei Goethe oder – in der Musik – bei Beethoven. Zum ersten Mal hat die Musikwissenschaft den Begriff des «Spätwerks» aber an J. S. Bach exemplifiziert. Wir fragen, welche charakteristischen Spätstilmerkmale sich in Bachs letzten Werken (Kunst der Fuge, Wohltemperiertes Clavier II, h-Moll-Messe) finden lassen. War Bach wirklich am Ende seines Lebens der «Isaac Newton der Musik», wie es jüngst ein namhafter Bach-Forscher formuliert hat, oder hat das Spätwerk inzwischen auch Züge eines Mythos angenommen, den man getrost ein wenig hinterfragen darf?